Die Enthüllungsgeschichte:

I N H A L T

 

Diese Geschichte spielt in dem Milieu der Banker, die an der Bankenkrise von 2008 mitgewirkt haben. Sie gibt einen Eindruck davon, was die Mechanismen waren, in der die Katastrophe ihren Anfang nahm, wie Banker denken und handeln, und was passieren kann, wenn Egoismus die einzige Antriebskraft ist menschlichen Handeln ist. Alexander Beermann ist Angestellter der Mortgage Investment Bank. Er erhält den Auftrag, faule Kredite aus der Bilanz zu entsorgen. Zunächst verschafft er sich einen Überblick über die Geschäfte, aus denen die „Leichen im Keller“ stammen, und gibt dem Leser damit einen Einblick in diese Materie. Er verhandelt die Modalitäten der Entsorgung mit einer darauf spezialisierten Bank. Die Gestaltung liegt jenseits der Grenze der Legalität, ohne dass das jemanden zu stören scheint. Als Nebenprodukt wird eine schwarze Kasse mit fast einer Milliarde Euro gefüllt. Für die Umsetzung wählt der Ich-Erzähler Beermann eine Steueroase in der Karibik, vor allem wegen der attraktiven Dienstreise.

 

In der Bankenkrise muss die Mortgage Investment Bank vom Staat gerettet werden. Jetzt gilt es, alle Spuren zur schwarzen Kasse zu verwischen. Aus dem Inhalt bedienen sich die entlassenen Bankvorstände, den Rest erhält Alexander Beermann. Er soll nach dem Plan des Vorstands durch seinen unerklärbaren Reichtum auffallen und den Sündenbock spielen, der wie einst Nick Leason von der britischen Barings Bank in Singapur als Einzeltäter unbemerkt von der Chefetage das Geld abgezweigt hat. Beermann versucht aber, diesen Plan zu durchkreuzen, indem er sich zwei neue Identitäten zulegt, zwischen denen er wechselt.

 

Er wechselt zwischen den Existenzen als Kaffeehändler in Mittelamerika und Exporteur von Kokosnüssen und Erdnüssen in Westafrika. Dabei wird er auch in illegale Geschäfte (Waffenhandel, Zuhälterei, Schutzgelderpressung, Drogenhandel) hineingezogen, die er mit seiner Erfahrung als Banker ebenso organisiert wie zuvor die Finanztransaktionen. Dabei versucht er, seine soziale Ader zu bewahren und den Menschen in diesen Ländern – wenn auch nicht ganz uneigennützig – zu helfen. 

 

Mit der durch die Verbriefung von Immobilienkrediten ausgelösten Finanzkrise spielt die Geschichte vor einem realen Hintergrund. Namen wurden abgeändert, Teile der Handlung sind nachweislich oder vermutlich wahr, große Teile sind aus dramaturgischen Gründen stark eskalierend beschrieben andere Teile sind frei erfunden. Es ist ein Roman und keine Schilderung von Tatsachen.

 

 

L I T E R A R I S C H E R   A N S A T Z :

 

Der Held der Geschichte gehört zu den Schuldigen der Finanzkrise. Er hat in der Bank und nachdem er sich mit einem unvorstellbaren Geldbetrag absetzte, Straftaten begangen. Er ist sich des Unrechts bewusst, ist aber kein reuiger Sünder. Er hat sich gern mit Nazi-Verbrechern verglichen, sich aber nicht herausgeredet, er hätte auf Befehl gehandelt. Er sah sich als ein Teil des Systems, und er wollte in diesem System Karriere machen. Er hätte sich entziehen können, aber er wollte es nicht. Dachten die kleinen Nazis nicht genauso? Das Buch erzählt die Geschichte also aus der Perspektive des netten Bösewichts, der seine Taten rechtfertigt. Er meint:

 

- Jeder andere hätte in seiner Lage das Gleiche getan!

- Das waren die Regeln der freien Marktwirtschaft!

- Sein Verhalten war nicht wirklich unmoralisch!

- Er musste Sachzwänge beachten!

- Er hätte keine Alternative gehabt!

 

Der Erzähler drückt einerseits die weit verbreitete Einschätzung aus, dass an den Kapitalmärkten betrogen wird. Andererseits lebt er auch die versteckte Sehnsucht vieler Menschen aus, dass wenn man selbst die Chance erhält, so richtig abzusahnen, dass man dann – Moral hin oder her – auch zulangt. Der Held der Geschichte ist objektiv betrachtet ein Verbrecher. Wer als Leser in die Tiefe der Geschichte eintaucht und sich in den Helden hineindenkt, wird dabei in die Abgründe seiner eigenen Seele blicken. Würde man selbst vielleicht die gleichen Verbrechen begehen, wenn man die Gelegenheit dazu hätte? Sind die Menschen unmoralisch, oder sind es die Verhältnisse, in denen sich die Menschen bewegen? Die mögliche Identifikation des Lesers mit dem „Helden“ soll dadurch erleichtert werden, dass ihm die problematische Lebenssituation der Menschen in Westafrika und Mittelamerika nicht gleichgültig ist.

 

Es bleibt den Leserinnen und Lesern überlassen, ob sie Alexander Beermann als clever bewundern, oder als skrupelos verurteilen und verabscheuen wollen.

 

 

G E S E L L S C H A F T L I C H E   R E L E V A N Z :

 

Das Buch ist eine Mischung aus Sex and Crime, wobei sich das Verbrechen (Crime) zunächst in dem seriösen Milieu der Kapitalmärkte abspielt. Aber unterscheiden sich die späteren Taten wirklich von dieser Phase? Das Buch verarbeitet somit das Schlusswort aus dem Theaterstück „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony“ von Bert Brecht: „Was ist das größere Verbrechen, eine Bank auszurauben oder eine Bank zu betreiben?“

 

Auch die Komponente „Sex“ findet unter der Formel „Geld regiert die Welt“ statt. Beermann hat ein gestörtes Verhältnis zu Frauen, auch wenn er glaubt, die meisten Frauen hätten ein gestörtes Verhältnis zu ihm! In seiner Jugend hat er bestimmt viele Kränkungen erfahren, auch von Frauen. Er wurde als Jugendlicher zum Einzelgänger und war damit später in der Bank der ideale Mann für heikle Aufgaben. Mit dem vielen Geld spielt er den Playboy, ist aber in Wirklichkeit keiner. Es ist auch nebensächlich, ob diese Schilderungen Angeberei oder Wirklichkeit sind. Wichtig ist aber die Vorstellung Beermanns, dass auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf Angebot und Nachfrage beruht. Leidet er vielleicht an einer seelischen Berufskrankheit, mit der man sich als Akteur auf Kapitalmärkten infiziert? Wahrscheinlich leidet er nicht daran – er genießt sie!

 

Die männlichen Leser können Beermann beneiden. Die Leserinnen mögen bei seinen Ausschweifungen an die Aussage einer jungen Frau aus dem Abschnitt 1.3 denken: „Die europäischen Männer sind wie die Hirsche! Ihnen geht es beim Sex um Macht. Der Platzhirsch hat seine Hirschkühe, und die bespringt er, um sein Revier zu markieren.” Ist Beermann auf dem Entwicklungsstand eines Hirsches geblieben? 

 

Damit hat dieses Buch eine breite Zielgruppe. Es richtet sich an Bildzeitungsleser wie Alt-68er, Feministinnen wie Machos, Linke wie Rechte. Es kann aus mehreren Perspektiven zu interessanten Diskussionen anregen. Zusätzlich gibt es einen tieferen Einblick in die Abläufe auf Kapitalmärkten als ein Sachbuch. Wie Karl May den Menschen den Wilden Westen näher gebracht hat, so will auch dieses Buch unterhaltsam Vorgänge behandeln, die Ende 2008 die Nachrichten beherrscht haben.