von Alexander Dugin, russischer Philosoph, Politikwissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.
30 Nov. 2024 07:00 Uhr
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Die teils hochtrabenden geschichtsphilosophischen Verlautbarungen und triumphalistischen Selbstzuschreibungen des Westens aus der Zeit nach 1989 sind schlecht gealtert. Alexander Dugin
diagnostiziert ein "Ende des liberalen Moments", das durch den Wahlsieg Donald Trumps markiert wird.
In der Ausgabe 1990/91 der angesehenen globalistischen Zeitschrift Foreign Affairs schrieb der US-Experte Charles Krauthammer einen programmatischen Artikel mit dem Titel "The Unipolar Moment",
in dem er das Ende der bipolaren Welt wie folgt erklärte. Nach dem Auseinanderbrechen des Warschauer Pakts und dem Zerfall der UdSSR (der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels noch
nicht stattgefunden hatte) werde eine Weltordnung entstehen, in der die Vereinigten Staaten und die Länder des kollektiven Westens (NATO) der einzige Pol bleiben und die Welt beherrschen würden,
indem sie Regeln, Normen und Gesetze aufstellen und ihre eigenen Interessen und Werte mit universellen, allgemeingültigen gleichsetzen. Diese de facto etablierte westliche Hegemonie über die Welt
ist das, was Krauthammer den "unipolaren Moment" nennt.
Wenig später veröffentlichte ein anderer US-Experte, Francis Fukuyama, ein ähnliches Manifest über das "Ende der Geschichte". Doch im Gegensatz zu Fukuyama, der sich beeilte zu verkünden, dass
der Sieg des Westens über den Rest der Menschheit bereits stattgefunden habe und dass alle Länder und Völker fortan die liberale Ideologie unhinterfragt akzeptieren und die alleinige
Vorherrschaft der USA und des Westens hinnehmen würden, war Krauthammer zurückhaltender und vorsichtiger und zog es vor, über den "Moment" zu sprechen, d. h. die faktische Situation des
internationalen Kräfteverhältnisses, zog aber keine voreiligen Schlüsse darüber, wie dauerhaft und langlebig die unipolare Weltordnung sein würde. Alle Anzeichen für Unipolarität waren vorhanden:
die bedingungslose Anerkennung des Kapitalismus, der parlamentarischen Demokratie, der liberalen Werte, der Menschenrechtsideologie, der Technokratie, der Globalisierung und der US-Führung durch
fast alle Länder. Krauthammer hielt diesen Zustand fest, räumte aber die Möglichkeit ein, dass es sich nicht um etwas Stabiles handele, sondern nur um ein Stadium, eine bestimmte Phase, die sich
zu einem langfristigen Modell entwickeln könne (in diesem Fall hätte Fukuyama recht) oder sogar zu Ende gehen und einer anderen Weltordnung Platz machen könne.
Um die Jahreswende 2002/03 kehrte Krauthammer in einer anderen angesehenen, jedoch nicht mehr globalistischen, sondern in der realistischen [gemeint ist die "Realistische Schule" der
Politikwissenschaft/Internationalen Beziehungen; Anm. d. Red.] Zeitschrift National Interest in einem Artikel mit dem Titel "The Unipolar Moment Revisited" zu seiner These zurück. Diesmal vertrat
er die Ansicht, dass die Unipolarität nach zehn Jahren nur ein Moment und keine dauerhafte Weltordnung sei und dass bald alternative Modelle entstehen würden, um den wachsenden antiwestlichen
Tendenzen in der Welt Rechnung zu tragen – in islamischen Ländern, in China, in einem erstarkenden Russland mit einem starken Präsidenten Wladimir Putin an der Macht. Spätere Ereignisse haben
Krauthammer in seiner Überzeugung bestärkt, dass der unipolare Moment vorbei ist, dass es den USA nicht gelungen ist, ihre weltweite Führungsrolle, die sie in den 1990er-Jahren innehatten,
dauerhaft und nachhaltig zu gestalten, und dass die Macht des Westens in eine Phase des Niedergangs und Verfalls eingetreten ist. Die westlichen Eliten waren nicht in der Lage, die Chance auf die
Weltherrschaft, die praktisch in ihren Händen lag, zu nutzen, und nun ist es notwendig, sich am Aufbau einer multipolaren Welt in einem anderen Status zu beteiligen, ohne einen Hegemonieanspruch
zu erheben, um nicht überhaupt am Rande der Geschichte zu landen.
Putins Münchner Rede im Jahr 2007, die Machtübernahme des starken chinesischen Führers Xi Jinping und das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft, die Ereignisse in Georgien im Jahr 2008,
der ukrainische Maidan und die Wiedervereinigung Russlands mit der Krim und schließlich, der Beginn der militärischen Spezialoperation im Jahr 2022 und der große Krieg im Nahen Osten im Jahr 2023
haben in der Praxis nur bestätigt, dass der vorsichtige Krauthammer und der das Zeitalter des "Kampfes der Kulturen" vorhergesagt habende Samuel Huntington viel näher an der Wahrheit waren als
Fukuyama, der (für den liberalen Westen) zu optimistisch war. Inzwischen ist allen vernünftigen Beobachtern klar, dass die Unipolarität nur ein "Moment" war und dass sie durch ein neues Paradigma
abgelöst wird: die Multipolarität oder – vorsichtiger ausgedrückt – ein "multipolarer Moment".
Die Debatte darüber, ob etwas in diesem oder jenem internationalen, politischen und ideologischen System unumkehrbar oder im Gegenteil vorübergehend, übergangsweise, unbeständig in Erscheinung
tritt, hat eine lange Geschichte. Oft pochen die Verfechter einer Theorie vehement auf der Unumkehrbarkeit der sozialen Systeme und Transformationen, mit denen sie einverstanden sind, während
ihre Gegner, oder einfach Skeptiker und kritische Beobachter, die alternative Idee vorbringen, dass es sich nur um eine Frage des Moments handelt.
Dies lässt sich leicht am Beispiel des Marxismus erkennen. Während für die liberale Theorie der Kapitalismus und das bürgerliche System das Schicksal der Menschheit sind – sie entstehen und
werden nie enden (da die Welt nur liberal-kapitalistisch sein kann und allmählich alle zur Mittelschicht, d. h. zur Bourgeoisie werden) –, sahen die Marxisten den Kapitalismus selbst als ein
historisches Moment der Entwicklung. Er war notwendig, um das vorangegangene (feudale) Moment zu überwinden, muss aber seinerseits durch Sozialismus und Kommunismus überwunden werden, und die
Macht der Bourgeoisie muss durch die Macht der Arbeiter ersetzt werden, und nach der Beseitigung der Kapitalisten und des Privateigentums wird es nur noch Proletarier in der Menschheit geben. Für
die Marxisten ist der Kommunismus kein Augenblick mehr, sondern "das Ende der Geschichte".
Die sozialistischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts – in Russland, China, Vietnam, Korea, auf Kuba usw. – waren ein ernsthafter Beweis für die Richtigkeit des Marxismus. Aber die Weltrevolution
fand nicht statt, und es begannen zwei ideologische Systeme auf der Welt zu existieren – es war eine bipolare Welt, die von 1945 (nach dem gemeinsamen Sieg von Kommunisten und Kapitalisten über
Nazideutschland) bis 1991 existierte. In der ideologischen Konfrontation argumentierte jedes Lager, dass das gegnerische Lager kein Schicksal sei, sondern lediglich ein Moment, nicht das Ende der
Geschichte, sondern eine dialektische Zwischenphase. Die Kommunisten bestanden darauf, dass der Kapitalismus zusammenbrechen und der Sozialismus überall herrschen werde und dass die
kommunistischen Regime selbst "auf ewig existieren" würden. Die liberalen Ideologien antworteten ihnen: Nein, der historische Moment seid ihr, ihr seid nur eine Abirrung vom bürgerlichen
Entwicklungsweg, ein Missverständnis, eine Abweichung, und der Kapitalismus wird ewig existieren. Dies ist in der Tat der Inhalt von Fukuyamas These vom "Ende der Geschichte". Im Jahr 1991 schien
er recht zu haben. Das sozialistische System brach zusammen, und die Ruinen der UdSSR und Chinas stürzten sich auf den Markt, d. h. sie wechselten zum Kapitalismus, was die Vorhersagen der
Liberalen bestätigte.
Natürlich lauern einige Marxisten und glauben, dass es noch nicht Abend ist, das kapitalistische System noch scheitern wird – und dann wird die Stunde der proletarischen Revolution kommen. Aber
das ist nicht sicher. Schließlich wird das Proletariat auf der Welt immer weniger, und die Menschheit entwickelt sich insgesamt in eine völlig andere Richtung.
Die Ansichten der Liberalen, die im Anschluss an Fukuyama den Kommunismus mit dem Augenblick gleichsetzten und einen "endlosen Kapitalismus" ausriefen, sind viel berechtigter. Die Parameter der
neuen Gesellschaft, in der das Kapital die totale und reale Herrschaft erlangt, wurden von den Postmodernisten auf verschiedene Weise durchgespielt, indem sie extravagante Methoden zur Bekämpfung
des Kapitals von innen heraus vorschlugen. Dazu gehörten der proletarische Selbstmord, die bewusste Verwandlung des Individuums in einen Invaliden oder einen Computervirus, die
Geschlechtsumwandlung und sogar der Speziesismus. All dies ist zum Programm der liberalen Linken in den USA geworden und wird von der herrschenden Spitze der Demokratischen Partei aktiv
unterstützt – Woke, Cancel Culture, Öko-Aktivismus, Transgender-Anhänger, Transhumanismus usw. Aber sowohl Befürworter als auch Gegner des siegreichen Kapitalismus sind sich einig, dass es sich
nicht nur um eine Entwicklungsphase handelt, die durch etwas anderes ersetzt wird, sondern dass dies das Schicksal und die letzte Phase der Menschheitsbildung ist. Nur der Übergang zu einem
posthumanen Zustand – was Futurologen "Singularität" nennen – kann weiter sein. Die eigentliche Sterblichkeit des Menschen wird hier zugunsten der mechanischen Unsterblichkeit der Maschine
überwunden. Mit anderen Worten: Willkommen in der Matrix.
Allein die Möglichkeit, den Begriff "Moment" auf die Ära des "globalen Sieges des Kapitalismus" anzuwenden, eröffnet jedoch eine ganz besondere Perspektive, die noch wenig durchdacht und
entwickelt ist, aber immer deutlicher wird. Müssen wir nicht annehmen, dass der offene und offensichtliche Zusammenbruch der westlichen Führungsrolle und die Unfähigkeit des Westens, eine
vollwertige universelle Instanz legitimer Macht zu sein, eine ideologische Dimension haben? Bedeutet das Ende der Unipolarität und der westlichen Hegemonie nicht auch das Ende des
Liberalismus?
Diese Überlegung wird durch ein entscheidendes politisches Ereignis bestätigt: die erste und zweite Amtszeit von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten. Die Wahl eines Politikers zum
Präsidenten durch die US-Gesellschaft, der den Globalismus und den Liberalismus offen kritisiert, ist ein anschaulicher Ausdruck der Tatsache, dass selbst im Zentrum des unipolaren Westens eine
kritische Masse der Unzufriedenheit mit dem wichtigsten ideologischen und geopolitischen Vektor der Herrschaft der liberalen Eliten herangereift ist. Darüber hinaus charakterisiert Trumps
Entscheidung für das Amt des US-Vizepräsidenten, J. D. Vance, seine Weltanschauung ausdrücklich als Anhänger der "postliberalen Rechten". Der Begriff "Liberalismus" tauchte während des gesamten
Wahlkampfs von Trump als Negativbegriff auf, obwohl er sich auf den "Linksliberalismus" als Ideologie der Demokratischen Partei der USA bezog. In den breiteren Kreisen des "Graswurzel-Trumpismus"
ist der Liberalismus jedoch immer mehr zu einem Schimpfwort geworden und wird als etwas angesehen, das untrennbar mit der Degeneration, dem Verfall und der Perversion der herrschenden Eliten
verbunden ist. In der Zitadelle des Liberalismus - den Vereinigten Staaten - hat zum zweiten Mal in der jüngeren Geschichte ein Politiker gewonnen, der dem Liberalismus äußerst kritisch
gegenübersteht, und seine Anhänger scheuen sich nicht, diese ideologische Strömung direkt zu verteufeln.
Wir können also vom Ende des "liberalen Moments" sprechen, von der Tatsache, dass der Liberalismus, der in der historischen Perspektive gewonnen und die Ideologie ein für alle Mal besiegt zu
haben schien, sich nur als eine der Etappen der Weltgeschichte erwies, nicht als ihr Ende. Und jenseits des Liberalismus - nach dem Ende des Liberalismus und auf der anderen Seite des
Liberalismus - wird sich nach und nach eine alternative Ideologie, eine andere Weltordnung, ein anderes Wertesystem herausbilden. Der Liberalismus erweist sich nicht als Schicksal, nicht als Ende
der Geschichte, nicht als etwas Unumkehrbares und Universelles - sondern nur als eine Episode, nur als eine historische Epoche mit einem Anfang und einem Ende, mit klaren geografischen und
historischen Grenzen. Der Liberalismus ist eingebettet in den Kontext der westlichen Moderne. Er gewann ideologische Kämpfe mit anderen Spielarten dieser Moderne (mit dem Nationalismus und dem
Kommunismus), aber am Ende brach er zusammen, kam zu einem Ende. Und damit endete auch Krauthammers unipolarer Moment und der noch umfassendere Zyklus der alleinigen kolonialen Vorherrschaft des
Westens auf planetarischer Stufe, der mit dem Zeitalter der großen geografischen Entdeckungen begann.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 26. November 2024 zuerst auf RIA Nowosti erschienen.
https://pressefreiheit.rtde.tech/meinung/232775-alexander-dugin-ideologie-trumpismus-wird/
18 Jan. 2025
Der Trumpismus lehnt den Globalismus - als Betrachtung der gesamten Menschheit als einen einheitlichen Markt und Kulturraum, in dem die Grenzen zwischen den Nationalstaaten immer mehr
verschwimmen und diese Staaten nach und nach abgeschafft werden und die Befugnisse an supranationale Einrichtungen (wie die EU) übertragen werden - entschieden und offen ab. Die Globalisten sind
der Meinung, dass dies bald zur Einrichtung einer Weltregierung führen sollte, wie dies von Klaus Schwab, Bill Gates und George Soros ausdrücklich erklärt wurde. Alle Menschen auf der Erde werden
zu Weltbürgern (Kosmopoliten) und erhalten gleiche Rechte im Rahmen eines einheitlichen wirtschaftlichen, technologischen, kulturellen und sozialen Umfelds. Als Instrumente eines solchen
Prozesses oder des "Great Reset" könnten Pandemie- und Umweltagenden dienen.
All dies ist für den Trumpismus völlig inakzeptabel. Stattdessen beharrt der Trumpismus auf der Erhaltung der Nationalstaaten oder ihrer Integration in die Zivilisationen - zumindest im Kontext
der westlichen Zivilisation, in der die Rolle der USA in der Vereinigung des Westens besteht - aber dieses Mal nicht unter der Ägide der liberalen Globalisierungsideologie, sondern unter der
Schirmherrschaft des Trumpismus selbst. All dies ähnelt sehr der ursprünglichen Idee von Samuel Huntington, der sich für die Konsolidierung des Westens in der Konfrontation mit anderen
Zivilisationen aussprach. Allgemein entspricht dies dem "Realismus" in den internationalen Beziehungen, der die nationale Souveränität anerkennt und nicht deren Abschaffung fordert. Aus der
Globalismusablehnung ergibt sich eine Kritik an Impfungen und der grünen Agenda – und hier verkörpern Figuren wie Gates und Soros das absolute Übel.
Trumpismus als Anti-"Woke"
Genauso entschieden widersetzen sich Trumpisten der "Woke"-Ideologie, bestehend aus:
- Gender-Politik und der Legalisierung von Perversion;
- der kritischen Rassentheorie, die ehemals unterdrückte Völker zur Rache an den Weißen aufruft;
- die Ermutigung zur Migration, einschließlich der illegalen Migration;
- in der Kultur der Abschaffung und der liberalen Zensur;
- in der Postmoderne.
Anstelle dieser "progressiven" und antitraditionellen Werte der Liberalen plädiert der Trumpismus für eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte (für die USA und die westliche Zivilisation). Auf
diese Weise konstruieren sie eine anti-"woke" Ideologie.
Anstelle der Gendertheorie mit mehreren Geschlechtern werden nur zwei biologische Geschlechter proklamiert. Transgender und die LGBT-Gemeinschaft werden als marginalisierte Perversionen und nicht
als Gesellschaftsnorm betrachtet. Der Feminismus und seine üble Kritik an Männlichkeit und Patriarchat werden abgelehnt, wodurch die Männlichkeit und die Rolle der Männer in der Gesellschaft
wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Keiner muss sich mehr dafür entschuldigen, ein Mann zu sein. Deswegen wird der Trumpismus manchmal als Bro-Revolution bezeichnet – "die Revolution der
Männer".
An die Stelle der kritischen Rassentheorie tritt die Rehabilitierung der weißen Zivilisation. Der weiße Rassismus charakterisiert jedoch nur die extremen Ausprägungen des Trumpismus. In der Regel
endet er in einer einfachen Ablehnung der Kritik an den Weißen, mit einer eher toleranten Haltung gegenüber Nichtweißen, solange diese keine Zwangsreue von den Weißen verlangen.
Trumpismus versus Migration
Der Trumpismus setzt sich für strenge Migrationsbeschränkungen und ein vollständiges Verbot von illegalen Einwanderern mit deren Abschiebung ein. Trumpisten fordern eine einheitliche nationale
Identität: Alle, die aus anderen Zivilisationen und Kulturen in die westlichen Gesellschaften kommen, sollen die traditionellen Werte der letzteren akzeptieren, anstatt sich selbst überlassen zu
werden, wie es der liberale Multikulturalismus vorsieht.
Der Trumpismus geht besonders hart gegen illegale Migranten und die Migrantenströme aus Lateinamerika vor, die das ethnische Gleichgewicht in ganzen Staaten - in denen die Latinos die Mehrheit
bilden - verändern. Darüber hinaus sind sie besorgt über islamische Gemeinden, die ebenfalls ständig expandieren und westliche Haltungen und Forderungen kategorisch ablehnen (vor allem in
Anbetracht der Tatsache, dass die Liberalen dies nicht von ihnen verlangten, sondern im Gegenteil die Minderheiten auf jede erdenkliche Weise verwöhnten). Aus einem anderen - vor allem
wirtschaftlichen - Blickwinkel betrachtet, haben die Trumpisten eine äußerst negative Einstellung gegenüber China und chinesischen Aktivitäten in den USA. Viele von ihnen verlangen die direkte
Enteignung der von den Chinesen besessenen Territorien und Industriezweige in den USA.
Afroamerikaner wecken keine große Ablehnung, aber wenn sie anfangen, sich zu aggressiven politischen Vereinigungen wie BLM (Black Lives Matter) zusammenzuschließen und Kriminelle und
Drogenabhängige zu Helden zu machen (wie im Fall von George Floyd), reagieren die Trumpisten hart und entschlossen. Offensichtlich wird die Geschichte von Floyd und seiner "Heiligsprechung" bald
wieder aufgegriffen werden.
Trumpismus gegen linksliberale Zensur
Die Trumpisten stellen sich geschlossen und vereint gegen die linksliberale Zensur. Unter dem Deckmantel der politischen Korrektheit und der Bekämpfung des Extremismus wurde von den Liberalen ein
ausgeklügeltes System der Manipulation der öffentlichen Meinung aufgebaut, das die Redefreiheit sowohl in den Mainstream-Medien als auch in den von ihnen kontrollierten sozialen Netzwerken
faktisch abschafft. Jeder, der sich der links-liberalen Agenda auch nur im Geringsten widersetzte oder von ihr abwich, wurde sofort als "rechtsextrem", "rassistisch", "faschistisch" und
"nazistisch" abgestempelt und mit Ausgrenzung, Deklassierung und strafrechtlicher Verfolgung bis hin zur Inhaftierung bedroht. Die Zensur wurde allmählich total, wobei der Trumpismus selbst –
zusammen mit anderen antiglobalistischen Bewegungen (vor allem in Russland) sowie europäischen populistischen Strömungen oder Konzepten der Multipolarität – zu seiner unmittelbaren Zielscheibe
wurde.
Die liberalen Eliten betrachteten die Durchschnittsbürger ganz unverblümt als willensschwache und ohnmächtige Elemente der Gesellschaft und definierten die Demokratie nicht als
"Mehrheitsherrschaft", sondern als "Minderheitsherrschaft" neu. Alles, was nicht mit der linksliberalen Agenda übereinstimmte, wurde als "Fake News", "Putins Propaganda", Verschwörungstheorien
und gefährliche extremistische Ansichten bezeichnet, die bestraft werden mussten. Auf diese Weise wurde der Bereich des Akzeptablen stark eingeschränkt, und alles, was vom Dogma des aufgeweckten,
ultralinken Liberalismus abwich, wurde als unzulässig erkannt, verfolgt und blockiert. Dies galt für alle Aspekte des Liberalglobalismus – Gender, Migration, kritische Rassentheorie, Impfungen
usw. In der Tat wurde der Liberalismus totalitär und gänzlich intolerant, und unter "Inklusion" verstand man nur noch die Verwandlung eines Menschen in einen Liberalen.
Der Trumpismus lehnt all dies radikal ab und fordert die Rückkehr der Meinungsfreiheit, die in den vergangenen Jahrzehnten schrittweise abgeschafft wurde. Keine Ideologie sollte bevorzugt werden,
und gerade die Verteidigung der Meinungsfreiheit über das gesamte Spektrum möglicher Ideologien - von der Rechtsextremen bis zur Linksradikalen - ist die Grundlage der Ideologie des
Trumpismus.
Trumpismus gegen Postmoderne
Trumpisten lehnen auch die Postmoderne ab, die gewöhnlich mit "progressiven" linksliberalen Tendenzen in Kultur und Kunst assoziiert wird. Andererseits entwickelte der Trumpismus noch keinen
eigenen Stil und beschränkt sich darauf, die postmoderne Kultur von ihrem Podest zu stürzen und eine Diversifizierung der kulturellen Bestrebungen zu fordern.
Im Allgemeinen setzen die Trumpisten der Postmoderne und dem ihr innewohnenden aktiven Nihilismus traditionelle Werte entgegen – die Religion, den Sport, die Familie, die Moral usw.
Die Anhänger des Trumpismus sind größtenteils keine raffinierten Intellektuellen und fordern vielmehr eine Relativierung der postmodernen Diktatur sowie eine Revidierung des Prinzips,
degenerierte Kunst in eine Normalität zu verwandeln.
Einige Ideologen des Trumpismus hingegen schlagen vor, die Postmoderne als solche von der liberalen Linken zu übernehmen und eine alternative Postmoderne – "Postmoderne rechts" – aufzubauen. Sie
rufen zur Übernahme des Ironie-Prinzips und der Dekonstruktion auf, um es gegen linksliberale Formeln und Kanons zu wenden, obgleich es zuvor gezielt gegen Traditionalisten und Konservative
eingesetzt wurde.
Bereits in Trumps erstem Wahlkampf schlossen sich seine Anhänger auf der Plattform "4chan" zusammen und begannen mit der Serienproduktion von ironischen Memes und absurden Diskursen, die Liberale
verspotteten und bewusst provozierten. Einige von ihnen (wie Curtis Yarvin oder Nick Land) gingen sogar noch weiter und entwickelten die These einer "Dunkelaufklärung", indem sie eine
antiliberale Lesart davon anboten und sogar die Errichtung einer Monarchie in den USA forderten.
Elon Musk als zweitwichtigstes Mitglied von Trumps Team, der seinen Wahlsieg weitgehend ermöglichte, ist ein Postmodernist, der traditionelle Werte und eine rechtsgerichtete Politik mit einem
futuristischen Vorstoß in die Zukunft und einer Konzentration auf die technologische Entwicklung verbindet. Auch Peter Thiel, einer der größten Geschäftsmänner im Silicon Valley, denkt in
dieselbe Richtung.
Von Hayek zu Soros und umgekehrt
Aus der Sicht der Linksliberalen verlief die Politikgeschichte der Menschheit im letzten Jahrhundert vom klassischen Liberalismus hin zu seiner linken und sogar extrem linken Version. Während die
klassischen Liberalen Perversionen zuließen - aber nur auf individueller Ebene - und diese nie zur Normalität, geschweige denn zum Gesetz erklärten, wurden von den progressiven Liberalen genau
das getan, und zwar auf genau dieselbe Weise wie von den alten Liberalen: Sie begannen mit der Beseitigung jeder Form von kollektiver Identität und trieben den Individualismus bis zur
Absurdität.
Diesen Prozess kann man am Beispiel dreier Ikonen der liberalen Ideologie des zwanzigsten Jahrhunderts nachvollziehen.
So glaubte Friedrich von Hayek, der Begründer des Neoliberalismus, dass man jede Ideologie ablehnen sollte, die vorschreibt, was der Einzelne zu denken und zu tun hat. Dies entsprach noch dem
alten klassischen Liberalismus, der die totale Freiheit des Einzelnen und einen freien Markt propagierte.
Sein Schüler Karl Popper baute seine Kritik an den totalitären Ideologien des Faschismus und Kommunismus aus und wandte sie auch auf Platon und Hegel an. Bei Popper lassen sich die totalitären
Tendenzen bereits deutlich erkennen. Liberale und Anhänger des Liberalismus bezeichnet er als "offene Gesellschaft", alle Andersdenkenden nennt er "Feinde der offenen Gesellschaft" und verlangt
sogar, sie gezielt zu beseitigen – noch bevor sie der "offenen Gesellschaft" schaden oder ihre Entstehung verlangsamen können.
Poppers Schüler Soros geht noch einen weiteren Schritt in diese Richtung. Er forderte den Sturz aller illiberalen Regime, die Unterstützung der radikalsten - oft terroristischen - Bewegungen, die
sich diesen Regimen widersetzen, und die gnadenlose Bestrafung, Kriminalisierung und Beseitigung der Gegner der "offenen Gesellschaft" im Westen selbst. Soros erklärte Trump, Wladimir Putin,
Narendra Modi, Xi Jinping und Viktor Orbán zu seinen persönlichen Feinden und begann, sie aktiv zu bekämpfen (unter Einsatz seines riesigen Spekulationskapitals). Unter seiner Regie fanden die
Farbrevolutionen in Osteuropa, in der ehemaligen Sowjetunion, in der islamischen Welt und sogar in Südostasien und Afrika statt. Er unterstützte die grausamen Maßnahmen zur Einschränkung der
persönlichen Freiheiten während der Pandemie, förderte die allgemeine Zwangsimpfung und verfolgte alle Andersdenkenden mit aller Härte. So wurde der neue Liberalismus unverhohlen totalitär,
extremistisch und terroristisch.
Der Trumpismus schlägt vor, diese Hayek-Popper-Soros-Abfolge rückgängig zu machen. Er will zum Ursprung zurückkehren, d. h. zum permissiven, antitotalitären und eher klassischen Liberalismus von
Hayek. Einige Trumpisten gehen sogar noch weiter und fordern eine Rückkehr zu den Wurzeln des US-Traditionalismus, der dem Amerikanischen Bürgerkrieg vorausging.
Unstimmigkeiten innerhalb des Trumpismus
Unser Überblick gibt einen Eindruck von den allgemeinen Konturen der Ideologie des Trumpismus. Doch schon jetzt zeichnen sich innerhalb dieses allgemeinen Kontextes allmählich spezielle,
teilweise antagonistische Pole ab. Alle Trumpisten teilen mehr oder weniger die oben genannten Aspekte, aber die Akzente werden von ihnen auf verschiedene und manchmal sogar
ultimativ-antagonistische Weise gesetzt.
Eine der Trennlinien ist das, was kürzlich als "der Konflikt zwischen rechten Technokraten und rechten Traditionalisten" bezeichnet wurde – tech right und trad right. Musk ist der klare Anführer
und das Symbol der rechten Technokraten. Er verbindet technologischen Futurismus (tech right), seine berühmten Versprechungen eines Marsflugs und die Entwicklung neuer Technologien mit der
Propagierung konservativer Werte sowie der aktiven und offensiven Unterstützung des Rechtspopulismus. Seine Position ist allgemein bekannt und wird nun vom gesamten Westen aufmerksam
verfolgt.
Noch vor Trumps Inauguration warb Musk in seinem sozialen Netzwerk X.com aktiv für eine neue rechtskonservative Agenda, was in der Tat darauf abzielt, die Agenda von Soros zu ersetzen. Letzterer
schuf ein linksliberales Netzwerk auf globaler Ebene, bestach Politiker und änderte Regime in Ländern, die ihm feindlich gesinnt waren, aber auch in neutralen und sogar befreundeten Ländern.
Jetzt kommt Musk ins Spiel. Dabei wird er wahrscheinlich von Meta-Gründer Mark Zuckerberg unterstützt, der sich kürzlich dem Trumpismus anschloss und versprach, die Zensur in seinen Netzwerken
Instagram und Facebook abzuschaffen. Musk, PayPal-Gründer Thiel und Zuckerberg repräsentieren einen Pol von "rechten Technokraten".
Doch unter den Trumpisten gibt es bereits eine Gegnerschaft, die vor allem von Steve Bannon, Trumps ehemaligem Berater für nationale Sicherheit (während seiner ersten Amtszeit), vertreten wird.
Bannon und seine Anhänger werden als "rechte Traditionalisten" (trad right) bezeichnet.
Der Konflikt entstand im Zusammenhang mit der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen für legale Einwanderer, was Musk unterstützte und Bannon scharf ablehnte. Letzterer vertrat die Positionen des
US-Nationalismus, dessen Vertreter auch die wichtigste Wahlunterstützung für Trump darstellen. Bannon forderte die Verschärfung der Verfahren zur Erlangung der US-Staatsbürgerschaft und vertrat
die These "Die USA für US-Amerikaner". Viele unterstützten Bannon, und dieser gab Musk zu verstehen, dass dieser sich erst vor kurzem mit den Konservativen verbündet hatte, während die
US-Nationalisten schon seit Jahrzehnten für diese Werte kämpfen. So bildete sich im Trumpismus das Spannungsfeld zwischen rechtem Globalismus, Futurismus und Technokratie auf der einen Seite und
rechtem Nationalismus auf der anderen Seite ab. Diese Polemik wurde kürzlich vom US-Komiker Sam Hyde humorvoll dargestellt.
Eine weitere Konfrontationslinie entstand zwischen proisraelischen und antiisraelischen Trumpisten. Es ist bekannt, dass Trump selbst, Vizepräsident Vance und Pet Hegseth - der als
US-Verteidigungsminister in der neuen Regierung nominiert wurde - zu den bedingungslosen Unterstützern Israels gehören. Dass Trump gewählt wurde, lag wahrscheinlich zum Teil an seiner
israelfreundlichen Haltung und seiner vollen persönlichen Unterstützung für Netanjahu. Die jüdische Lobby ist in den USA extrem stark.
Gleichzeitig akzeptieren jedoch einige Realisten – wie John Mearsheimer, Jeffrey Sachs oder der berühmte nonkonformistische Journalist und Enthüllungsreporter Alex Jones – diese Seite des
Trumpismus nicht und bestehen darauf, dass die USA die Machtverhältnisse im Nahen Osten realistischer einschätzen und eine Politik der direkten Interessen verfolgen sollten, die sich oft
überhaupt nicht mit den Interessen Israels decken.
Zugleich können dieselben Personen aus Trumps Lager unterschiedliche Positionen auf diesen beiden Achsen einnehmen. So unterstützt beispielsweise der israelkritische Jones Musk, während Steve
Bannon als Gegenspieler von Musk auf die Unterstützung Israels ausgerichtet ist.
Trumpismus und die Generationentheorie
Es lohnt sich, ein paar Worte über die Generationentheorie zu verlieren, die vor einiger Zeit von zwei Autoren, William Strauss und Neil Howe, entwickelt wurde. Diese Theorie kann uns helfen, die
Position des Trumpismus in der US-amerikanischen politischen und sozialen Geschichte zu verdeutlichen.
Nach dieser Theorie lässt sich in den USA ein System sich ständig verändernder Zyklen erkennen – große (etwa 85 Jahre, die übliche Länge eines Menschenlebens) und kleine Zyklen. Jeder große
Zyklus (saeculum, Jahrhundert) besteht aus vier Teilen, den sogenannten Wendungen (turns). Die vier Zyklen können als vier Jahreszeiten betrachtet werden. Der erste Zyklus wird "Hoch" (High)
genannt und entspricht dem Frühling. Die zweite heißt "Erwachen" (Awakening) und entspricht dem Sommer. Die dritte, "Auflösung" (Unravel), wird dem Herbst zugeordnet. Und die vierte, "Krise"
(Crisis), entspricht dem Winter. Jeder Zyklus dauert etwa 21 Jahre und wird von einer bestimmten Generation begleitet. Aus diesem Grund wird die Lehre auch "Theorie der Generationen" genannt.
Üblicherweise wird auf sie Bezug genommen, wenn Ausdrücke wie die "Größte Generation" (1900–1923), die "Stille Generation" (1923–1943), die "Generation der Babyboomer" (1943–1963), "Generation X"
(1963–1984), "Generation Y" (1984–2004) oder "Generation Z, die Millennials" (2004–2024) verwendet werden.
Die "Strauss-Howe-Theorie" beschreibt die 40er- und 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts als die erste Generation des großen Zyklus. Dies ist die erste Wende des "großen Zyklus", den die Autoren "Das
Hoch" nennen. Dieser Zeitraum ist durch eine starke Bevölkerungsmobilisierung, einen gesellschaftlichen Aufschwung und die Stärkung der sozialen Institutionen gekennzeichnet. Es ist eine Ära des
Enthusiasmus, des Optimismus, der Solidarität und des Werteaufschwungs.
Danach folgt die zweite Wende: die 1960er- und 1970er-Jahre – das "Erwachen". Dies war die Zeit der Konzentration auf die Innenwelt – die Zeit der Hippies, der Psychedelika, der spirituellen
Suche. Parallel dazu entwickelt sich ein (geistiger) Individualismus, und es beginnt die Korrosion der sozialen Solidarität. Es ist die Zeit der Rockmusik und der moralischen Entfesselung.
Dann kommt die Ära der allmählichen Zersetzung - die 1980er- und 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Man nennt diese Zeit "Auflösung". Es findet ein Übergang vom geistigen Individualismus zum
alltäglichen, materialistischen Individualismus statt. Die Sozialität korrodiert, zerfällt. Hippies und Rockklassiker werden durch Punk (no future), Techno und Industrial ersetzt.
Von den 2000er- bis zu den 2020er-Jahren wird die letzte Wendung – die "Krise" – vollzogen. Sie ist gekennzeichnet durch den Terroranschlag islamischer Fundamentalisten auf das World Trade Center
in New York am 11. September 2001. Es folgen intensive Interventionen der USA in verschiedenen Teilen der Welt, dann eine Pandemie und ein Krieg in der Ukraine. Die gesellschaftliche Struktur
zerfällt völlig. Der Optimismus schwindet. Die Gesellschaft degeneriert rapide. Dies ist die aggressive Agonie eines Zyklus, der sich dem Ende zuneigt. Es regieren völlig inkompetente
US-Republikaner oder US-Demokraten mit extrem niedrigem intellektuellem Niveau – Bush Jr., der narzisstische Obama, Joe Biden, der in tiefer Demenz steckt.
Der Individualismus geht in die Legalisierung der Perversion über. Dies ist die "Woke"-Ära mit ihrer Geschlechterpolitik, dem Posthumanismus und der "dunklen Ökologie".
Es zeigt sich also, dass die Wahl von 2023 im Kontext der Generationentheorie nichts anderes als ein Jahrhundertwechsel (saeculum) ist. Der Trumpismus repräsentiert hier den Einstieg in das neue
Jahrhundert und die Annäherung an seine erste Wende – einen neuen "Höchststand". Alle Tendenzen des vorigen Jahrhunderts, insbesondere der "Krise", werden abgeschafft. Der Liberalismus in der
woken Form wird vollständig über Bord geworfen.
Der nächste Zyklus beginnt mit neuen Einstellungen, Prinzipien und Regeln. Trump beendet die "Krise" und kennzeichnet den Übergang zum nächsten "Hoch".
Als die Generationentheorie entstand, wurde sie von Kritikern eher wohlwollend aufgenommen. Als die Liberalen jedoch merkten, wie sehr die Theorie ihre Glaubwürdigkeit und Ideologie untergrub,
wurden sie aktiv und griffen sie mit wütender Kritik an, um ihre Unwissenschaftlichkeit zu beweisen. Ironischerweise entschied der Streit über ihre Wissenschaftlichkeit oder
Unwissenschaftlichkeit den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen 2024 und die Akzeptanz von Trumps Sieg durch den Tiefen Staat. Wahrscheinlich wurden einige Kreise des Tiefen Staates mit der
"Strauss-Howe-Theorie" vertraut gemacht und hielten sie für durchaus realistisch. Und da dies so ist, sollten wir uns über die rasche Demontage des Linksliberalismus und seiner Strukturen nicht
wundern. Es macht keinen Sinn, den Trumpismus als etwas Vorübergehendes bzw. Vorläufiges zu betrachten, nach dem es eine Rückkehr zur vorherigen Politik geben wird. Höchstwahrscheinlich wird
diese Rückkehr nie wieder beginnen, da sich der große Zyklus bereits verändert hatte. Zumindest wenn diese Theorie richtig ist. Bislang sieht sie aber recht überzeugend aus.
https://pressefreiheit.rtde.tech/meinung/232776-alexander-dugin-ideologie-des-trumpismus-wird-usa-und-die-welt-veraendern-ii/
19 Jan. 2025
Wenden wir uns nun einem anderen Aspekt des Trumpismus zu – der Außenpolitik. Grundlegend ist hier die Verlagerung des Fokus von einer globalen Perspektive auf einen US-Zentrismus und
-Expansionismus.
Die deutlichsten Beispiele dafür sind Trumps Äußerungen über die Annexion Kanadas als 51. Staat, den Kauf Grönlands, die Kontrollübernahme über den Panamakanal und die Umbenennung des Golfs von
Mexiko in "Amerikanischer Golf". All dies deutet auf einen attackierenden Realismus in den internationalen Beziehungen hin und in der Tat auf eine Rückkehr zur Monroe-Doktrin nach einer
hundertjährigen Dominanz der Woodrow-Wilson-Doktrin.
Die Monroe-Doktrin aus dem 19. Jahrhundert verkündete als Priorität der US-Außenpolitik die Kontrolle über den nordamerikanischen Kontinent und teilweise über den südamerikanischen Kontinent, um
den Einfluss der europäischen Mächte der Alten Welt auf die Neue Welt zu schwächen und zu beseitigen.
Die nach dem Ersten Weltkrieg entworfene Wilson-Doktrin wurde zum Fahrplan für die US-Globalisten, da sie den Schwerpunkt von den USA als Nationalstaat auf eine globale Mission zur Ausweitung der
Standards der liberalen Demokratie auf die gesamte Menschheit und zur Aufrechterhaltung ihrer Strukturen im globalen Maßstab verlagerte. Die USA selbst traten nun gegenüber dieser internationalen
Mission in den Hintergrund.
Während der Großen Depression waren die USA nicht an der Wilson-Doktrin interessiert, aber nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten sie zu ihr zurück. Tatsächlich dominierte sie die letzten Jahrzehnte.
Dabei spielte es natürlich keine Rolle, wem Kanada, Grönland oder der Panamakanal gehörten: Überall herrschten liberal-demokratische Regime, die von der globalistischen Elite kontrolliert
wurden.
Und heute ändert Trump den Fokus radikal. Jetzt sind die USA als Staat wieder "wichtig", wobei er von Kanada, Dänemark und Panama verlangt, dass sie sich nicht mehr der Weltregierung unterordnen
(die Trump in der Tat jetzt auflöst), sondern Washington, den USA und Trump selbst - als dem charismatischen Führer der "Hoch"-Periode.
Die Karte der USA mit einundfünfzig Staaten (wenn man Puerto Rico mitzählt), Grönland und dem Panamakanal illustriert diesen Wandel von der Wilson-Doktrin zur Monroe-Doktrin.
Demontage globalistischer Regime in Europa
Das Überraschendste daran - was den Westen bereits in Erstaunen versetzte - ist die Geschwindigkeit, mit der die noch nicht an der Macht gefestigten Trumpisten anfingen, ihr Programm auf
internationaler Ebene umzusetzen. So startete beispielsweise Elon Musk im sozialen Netzwerk X ab Dezember 2024 eine aktive Kampagne zur Entmachtung von (für die Trumpisten dieses Mal)
unerwünschten Staatsführern. Zuvor wurde dies von den Soros-Strukturen zugunsten der Globalisten getan. Ohne Zeit zu verlieren, begann Musk mit der Durchführung ähnlicher Kampagnen – allerdings
nur zugunsten von Globalisierungsgegnern und europäischen Populisten wie der "Alternative für Deutschland" (AfD) und ihrer Vorsitzenden Alice Weidel in Deutschland, Nigel Farage in Großbritannien
und Marine Le Pen in Frankreich. Ebenfalls betroffen waren die dänische Regierung - die Grönland nicht freiwillig aufgeben wollte - und Trudeau in Kanada, der sich dagegen wehrte, dass sein Land
zum echten 51. Staat der USA werden sollte.
Die europäischen Globalisten als Glieder des ehemaligen Netzwerks waren völlig verwirrt und lehnten eine direkte Einmischung der USA in die europäische Politik ab, woraufhin Musk und die
Trumpisten vernünftigerweise darauf hinwiesen, dass niemand etwas gegen Soros und seine Einmischung einzuwenden habe - man müsse also auch ihre Version akzeptieren! Wenn die USA der Weltherrscher
sind, dann müsse man gehorchen - so wie man auch Obama, Biden und Soros, d. h. dem Tiefen Staat, gehorcht habe.
Musk und höchstwahrscheinlich auch Thiel, Zuckerberg und andere Inhaber globaler sozialer Netzwerke begannen damit, das Globalisierungssystem - vor allem in Europa - zu demontieren und diejenigen
populistischen Führer an die Macht zu bringen bzw. zu unterstützen, die Trump'sche Ideen und Strategien teilen. Orbáns Ungarn, Ficos Slowakei und Melonis Italien ließen sich am einfachsten in
dieses Modell integrieren - also die Regime, die bereits auf traditionelle Werte gesetzt und sich den Globalisten mit mehr oder weniger großer Entschlossenheit widersetzt hatten.
Aber in anderen Ländern wollen die Trumpisten mit allen Mitteln einen Machtwechsel herbeiführen - im Grunde das Gleiche wie ihre globalistischen Vorgänger. In Großbritannien wurde nun von Musk
eine beispiellose Kampagne gegen Keir Starmer gestartet, der als Apologet und sogar als Mittäter von "zügellosen Migrantenbanden von pakistanischen Vergewaltigern in Großbritannien" bloßgestellt
wurde. Wenn eine solch harte Attacke aus Washington kommt, dann müssen die Briten daran glauben. Musk geht in ähnlicher Weise gegen Macron und die deutschen Liberalen vor, die versuchen, den
rapiden Popularitätsanstieg der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" zu stoppen.
Europa war bereits strikt pro-US-amerikanisch, aber jetzt ändert Washington seinen Ideologiekurs um mindestens 90 Grad, wenn nicht gar um 180 Grad. Und diese Abruptheit ist schmerzhaft für die
europäischen Machthaber, die gerade gelernt haben, die Wünsche ihres Herrschers brav zu erfüllen wie gehorsame, dressierte Tiere in einem Zirkus. Sie sollen jetzt das verurteilen, dem sie treu
gedient haben (oder besser gesagt, zynisch und unehrlich) und dem neuen ideologischen Hauptquartier der Trumpisten die Treue schwören. Einige werden den Eid ablegen, andere werden sich weigern.
Aber der Prozess ist im Gange: Die Trumpisten sind dabei, die Liberalen und Globalisten in Europa zu vernichten. Dabei handeln sie erneut streng nach den Vorgaben von Huntington. Die Trumpisten
benötigen einen konsolidierten Westen als eine geopolitisch und ideologisch integrierte Zivilisation. Im Wesentlichen geht es um die Schaffung eines vollwertigen US-Imperiums.
Anti-China-Konsens des Trumpismus
Eine weitere Grundlinie der Trumpisten in der Weltpolitik ist die Opposition gegen China. Für sie verkörpert China eine Kombination aus dem, was sie an Linksliberalismus und Globalismus hassen:
linksgerichtete Ideologie und Internationalismus. In ihren Augen verkörpert die Volksrepublik China beides, und sie assoziieren es traditionell mit der Politik der US-Globalisten.
Selbstverständlich stellt das moderne China ein weitaus komplexeres Phänomen dar, aber der antichinesische Trump-Konsens geht davon aus, dass China als eine Bastion der nichtweißen und
nichtwestlichen Zivilisation die Globalisierung zu seinem Vorteil ausgenutzt und sich nicht nur in den Status eines unabhängigen Pols versetzt hat, sondern auch einen Großteil der US-Industrie,
-Unternehmen und -Flächen aufgekauft hat. Die Verlagerung der Industrie nach Südostasien auf der Suche nach billigeren Arbeitskräften beraubte die USA ihres industriellen Potenzials, ihrer
industriellen Souveränität und machte das Land abhängig von externen Quellen. Zudem macht Chinas isolierte Ideologie das Land in der Tat unkontrollierbar für Washington.
Die Trumpisten schieben die Verantwortung für das chinesische "Wirtschaftswunder" auf ihre eigenen Globalisten, und China wird zu ihrem Hauptfeind.
Im Vergleich zu China scheint Russland ein Randthema zu sein und verschwindet vorerst einfach von der Tagesordnung. Und China wird zum Feind Nummer eins. Wieder einmal wird die ganze Schuld für
die Weltunordnung den US-Globalisten zugeschoben.
Proisraelischer Trend des Trumpismus
Das zweitwichtigste Thema des Trumpismus in der Außenpolitik betrifft die Unterstützung Israels und der dortigen Rechtsextremen. Wir sehen, dass unter den Trumpisten selbst kein vollständiger
Konsens in diesen Fragen besteht - denn es gibt ein antiisraelisches Segment - aber im Allgemeinen ist der Hauptvektor proisraelisch.
Dies beruht auf der protestantischen Theorie des Judenchristentums, die das Erscheinen des jüdischen Maschiach als Zeitpunkt der Bekehrung der Juden zum Christentum betrachtet, sowie auf der
allgemeinen Ablehnung des Islam. Die Islamophobie der Trumpisten nährt ihre Solidarität mit Israel (und umgekehrt), was im Allgemeinen einen der wichtigsten Vektoren ihrer Politik im Nahen Osten
darstellt.
In dieser Hinsicht wird der schiitische Flügel des Islams, der in seiner antiisraelischen Politik am aktivsten ist, von den Trumpisten als das größte Übel angesehen. Daraus ergibt sich die
radikale Ablehnung Irans, der irakischen Schiiten und der jemenitischen Huthi sowie der Alawiten in Syrien. Der Trumpismus hat also eine stark antischiitische Ausrichtung und ist im Allgemeinen
dem rechtsgerichteten und rechtsextremen Zionismus gegenüber loyal.
Trumpismus versus Latinos
Der Latino-Faktor ist aus der Sicht der US-Innenpolitik von entscheidender Bedeutung. Hier wiederum gewinnt der Standpunkt von Samuel Huntington an Relevanz, der vor einigen Jahrzehnten darauf
aufmerksam machte, dass die Hauptbedrohung für die nordamerikanische Identität und ihren nuklearen WASP-Typ (White Anglo-Saxon Protestant - Weiße angelsächsische Protestanten) von den
lateinamerikanischen Migrantenströmen ausgeht, die eine völlig andere - katholisch-lateinische - Identität haben. Bis zu einem gewissen Punkt, so Huntington, waren die Angelsachsen in der Lage,
andere Völker in das System des "menschlichen Schmelztiegels" einzubinden, aber mit den massiven Strömen von Latinos sei dies nicht mehr möglich.
So erhält die Migrantenfeindlichkeit in den USA einen eindeutigeren Vektor - eine Abneigung gegen die Massenmigration aus lateinamerikanischen Ländern. Gegen diese Welle begann Trump in seiner
ersten Amtszeit mit dem Bau der "Großen Mauer".
Dies bestimmt auch die Haltung der Trumpisten gegenüber den lateinamerikanischen Ländern: Sie betrachten sie, verallgemeinert, als linksorientiert, und ebenso verallgemeinert, als Quelle
krimineller Migration. Eine Rückkehr zur Monroe-Doktrin bedeutet, dass die USA die lateinamerikanischen Länder strenger kontrollieren müssen. Dies führt unmittelbar zu einer Eskalation der
Beziehungen zu Mexiko und bedingt vor allem die Forderung nach vollständiger Kontrolle über den Panamakanal.
Vergessen Sie Russland, geschweige denn die Ukraine
Russland scheint ein unwichtiger Faktor in der internationalen Politik der Trumpisten zu sein. Die Trumpisten haben keine so ideologische und a priori russophobe Einstellung wie die Globalisten,
aber sie zeigen auch nicht viel Sympathie für Russland. Unter den Trumpisten gibt es einige Russophile, die glauben, dass Russland ein Teil der weißen, christlichen Zivilisation ist und es
kriminell und rücksichtslos ist, es weiter in die chinesische Umarmung zu drängen. Aber solche Ansichten werden nur von einer Minderheit vertreten. Für die Mehrheit der Trumpisten spielt Russland
überhaupt keine Rolle. Wirtschaftlich stellt es keine ernsthafte Konkurrenz dar (im Gegensatz zu China), es hat keine Diaspora in den USA, und der Konflikt mit der Ukraine ist etwas Regionales,
Unwichtiges, wofür die Globalisten (Feinde der Trumpisten) verantwortlich sind.
Natürlich wäre es gut, den Ukraine-Konflikt zu beenden, aber wenn dies nicht schnell gelingt, werden die Trumpisten die Lösung dieses Problems den europäischen globalistischen Regimen überlassen,
die in einer solchen Konfrontation erschöpft und geschwächt werden. Und das bringt nur Vorteile für die Trumpisten.
Die Ukraine hingegen ist absolut nicht wichtig und bedeutsam und kann nur im Rahmen der korrupten Abenteuer der Obama- und Biden-Administration einen Sinn ergeben.
Natürlich nehmen die Trumpisten im russisch-ukrainischen Konflikt größtenteils keine prorussische Position ein, aber die Unterstützung für die Ukraine - insbesondere in einem noch nie dagewesenen
Ausmaß wie unter Biden - ist für sie ausgeschlossen.
Passive Multipolarität des Trumpismus
Es lohnt sich, die Haltung der Trumpisten zur Multipolarität zu betrachten. Die Theorie einer multipolaren Welt ist für sie kaum vollständig akzeptabel. Der Trumpismus ist eine Neuauflage der
US-Hegemonie, aber die Unipolarität hat hier einen vollkommen anderen Inhalt und Charakter als bei den Globalisten. Im Zentrum des Weltsystems stehen die USA und ihre traditionellen Werte, d. h.
der weiße, christliche Westen, der eher patriarchalisch ist, aber dennoch Freiheit, das Individuum und den Markt anerkennt. Alle anderen sollen entweder dem Westen folgen oder sich außerhalb
seiner Wohlstands- und Entwicklungszone bewegen. Es handelt sich nicht mehr um Inklusion, sondern um begrenzte Exklusivität. Der Westen ist ein Club, und man muss sich schon sehr anstrengen, um
als Mitglied aufgenommen zu werden.
Deshalb interessieren sich die Trumpisten überhaupt nicht für andere Zivilisationen. Wenn sie auf ihrem eigenen Weg beharren, sollen sie ihn gehen. Das ist schlimmer für sie. Aber wenn sie sich
dem Westen anschließen wollen, müssen sie eine Reihe von ernsthaften Prüfungen bestehen. Und dennoch werden sie weiterhin zweitklassige Gemeinschaften bleiben.
Anders gesagt: Es handelt sich nicht um eine aktive und affirmative Multipolarität, sondern um eine passive und permissive: Wenn man es nicht schafft, der Westen zu sein, dann muss man eben man
selbst bleiben. Die Trumpisten werden zwar keine multipolare Welt aufbauen, aber sie haben nichts dagegen. Sie wird sich ohnehin nach einem Residualprinzip herausbilden. Nicht jeder kann der
Westen sein, und der Rest kann entweder dieses Ziel anstreben oder sich damit abfinden, eine eigene Identität zu behalten.
Intraamerikanische Multipolarität
Das wichtigste Element der Ideologie des Trumpismus besteht in der Konzentration auf die internen Probleme der USA. Die MAGA- und America-First-Thesen betonen dies in jeder erdenklichen Weise.
Deshalb begegnen die Trumpisten dem Phänomen der Multipolarität nicht so sehr in der Außenpolitik als vielmehr in der Innenpolitik. Ja, sie versuchen, die Hegemonie der USA auf einer neuen
ideologischen Grundlage zu etablieren, aber die Innenpolitik bleibt ihre Priorität. Und mit der Multipolarität in Form unabhängiger Zivilisationen wird der Trumpismus vorwiegend in den USA selbst
konfrontiert.
Die Theorie der multipolaren Welt bezieht sich auf sieben große Zivilisationen: die westliche, russisch-eurasische, chinesische, indische, islamische, afrikanische und lateinamerikanische.
Sie bilden die Struktur der "Sieben-Herrschaft" [Heptarchie], in der einige Pole bereits zu Staaten-Zivilisationen konsolidiert sind, während andere sich in einem virtuellen Zustand befinden.
Dies (mit der Hinzunahme der japanisch-buddhistischen Zivilisation) ist genau das, was von Huntington beschrieben wurde. In der Außenpolitik kümmert sich der Trumpismus nicht allzu sehr um die
Heptarchie. Im Gegensatz zu den Globalisten haben die Trumpisten nicht das Ziel, den Multipolaritätprozess zu sabotieren und die BRICS anzugreifen, aber sie interessieren sich auch nicht für die
Propagierung der Multipolarität. Daher wird die "Sieben-Herrschaft" in der Innenpolitik am brisantesten. Und genau hier ist ihre Präsenz ganz besonders deutlich zu spüren. Es handelt sich um
massenhafte und manchmal recht bedeutende Diaspora-Gemeinden in den USA. Nach der Abschaffung der Normen von "woke" und "Inklusion" ist es in den USA wieder möglich, frei über rassische,
ethnische und religiöse Identitäten zu sprechen.
Das große Problem ist, wie wir gesehen haben, die Latino-Diaspora. Sie bedroht die WASP-Identität der USA, die bereits aktiv ausgehöhlt wird. Aus diesem Grund wird alles, was mit Latinos im
Zusammenhang steht, verteufelt: die ethnische Mafia, der Migrantenstrom über die Mauer, der Vertrieb von Drogen durch lateinamerikanische Kartelle, der Menschenhandel usw. Lateinamerika ist
"mitten" in den USA repräsentiert, und sein Ansehen ist im Allgemeinen negativ und destruktiv. Daher wird der lateinamerikanische Pol bewusst missbilligend betrachtet, was sich bereits in der
Eskalation der Beziehungen zu Mexiko niederzuschlagen beginnt. Die Monroe-Doktrin – auf die Trump abzielt – setzt eine bedingungslose USA-Dominanz in der Neuen Welt voraus, was der Bildung eines
unabhängigen Pols in Lateinamerika eindeutig widerspricht. In diesem Bereich werden sich die Trumpisten daher mehr oder weniger radikalisieren.
Der zweite innenpolitische Faktor ist die wachsende Chinaphobie. China ist der wichtigste wirtschaftliche und finanzielle Konkurrent der USA, und die Präsenz eines mächtigen chinesischen Faktors
in der nordamerikanischen Wirtschaft selbst verschärft das Problem um ein Vielfaches. Dieser Pol der "Sieben-Herrschaft" innerhalb und außerhalb der USA wird ebenfalls durch die Linse der
Feindseligkeit betrachtet werden.
Traditionell gilt die islamische Welt als Gegner der US-Rechtskonservativen. Die bedingungslose Unterstützung Israels, unabhängig vom extremen Charakter seiner Handlungen, ist zum Teil auch durch
Islamophobie bedingt. Die muslimischen Gemeinden sind in den USA selbst und im Westen im Allgemeinen stark vertreten, und in den Augen der Trumpisten handelt es sich bei ihnen um einen
Feind.
Ganz anders verhält es sich mit dem Indien-Faktor. Es gibt heute eine riesige indische Diaspora in den USA, und in einigen Wirtschaftszweigen, vor allem im Silicon Valley, sind Hindus generell in
der Überzahl. Trumps engste Vertraute wie Vivek Ramaswamy und Kash Patel sind Hindus. Vizepräsident Vance hat eine hinduistische Ehefrau. Und Tulsi Gabbard, eine ethnische Maori aus Hawaii, hat
den Hinduismus als Religion angenommen. Obwohl sich der nationalistische Teil der Trumpisten – insbesondere Steve Bannon und Ann Coulter – in letzter Zeit gegen den wachsenden Einfluss von Hindus
in den USA und in Trumps Umfeld aussprechen, haben die Trumpisten insgesamt eine positive Einstellung zu Indien als einem Pol innerhalb und außerhalb der USA. Außerdem machen sie keinen Hehl aus
ihrem Bestreben, Indien anstelle von China zur wichtigsten Quelle für billige industrielle Arbeitskräfte zu machen. Kurzum: Die Einstellung zur indischen Zivilisation ist eher positiv.
Das Problem Afrikas als solches ist für die Trumpisten nicht von großer Bedeutung, aber dieser Pol wird in erster Linie durch das Problem der Afroamerikaner innerhalb der USA konzeptualisiert.
Ihre rassische Konsolidierung gegenüber den Weißen - was von den Globalisten unterstützt wurde - wird als Bedrohung angesehen. Daher dürfte hier der Faktor der weiteren Assimilierung des
afroamerikanischen Segments und der Widerstand gegen seine Isolierung überwiegen. Dies wird auch Auswirkungen auf die Legalisierung der Migration aus Afrika selbst in die USA haben.
Ein weiteres Element der Heptarchie ist Russland. Doch im Gegensatz zu allen anderen Zivilisationen ist die Präsenz der Russen in den USA äußerst begrenzt. Sie stellen keine ethnische Masse dar
und sind in den meisten Fällen vollständig in die soziokulturellen Systeme der USA integriert, indem sie sich mit der weißen Bevölkerung ebenso wie die Vertreter der anderen europäischen Nationen
vermischen. Demzufolge wird Russland als Pol von Trumpisten nur schwer und meist erst im Nachhinein richtig wahrgenommen. Die UdSSR war einst der wichtigste geopolitische Gegner der USA und des
Westens als Ganzes. Manchmal wird diese Vorstellung auf das moderne Russland projiziert, aber dieses Feindbild wurde von den Globalisten in der vorangegangenen Phase so aktiv genutzt, dass sich
sein negativer Aussagegehalt völlig erschöpft hat. Für den neuen Kurs der Trumpisten ist Russland eher gleichgültig als feindlich. Allerdings gibt es unterschiedliche Lager – sowohl russophob als
auch russophil (wenn auch nicht so stark vertreten).
Die Haltung der Trumpisten zur Multipolarität wird also weitgehend durch inneramerikanische Prozesse bestimmt.
Somit stellt der Trumpismus eine Ideologie dar. Er hat sowohl eine politisch-philosophische als auch eine geopolitische Dimension. Nach und nach wird er schärfer und klarer zum Ausdruck kommen,
aber seine Hauptmerkmale lassen sich bereits jetzt leicht erkennen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 13. Januar 2025 zuerst auf RIA Nowosti erschienen.