Roquetas de Mar ist mit dem Tourismus gewachsen. 1970 hatte sie 15.000 Einwohner, 2022 waren es 103.000. Die Stadt wurde ab 1967 für den Massentourismus entwickelt, es fehlen aber die
Touristenmassen. Die Restaurants sind leer und der Flughafen von Almería ist fast ausgestorben. Auf https://www.prof-mueller.net/spanien/roquetas/urba-turistica/ habe ich viele Fotos und Videos
vom Freitag, den 02.08.24 zwischen 20.30 und 21.00 Uhr veröffentlicht. In anderen Touristenorten sind die Straßen und Restaurants ziemlich voll und auch die Bars füllen sich. In Roquetas de Mar
waren nur die Parkplätze voll, die Stadt war leer. Mit meinem beruflichen Hintergrund könnte ich helfen, diesen Zustand zu ändern.
Auf Mallorca und auch anderswo in Spanien gab es dieses Jahr einige ausländerfeindlichen Proteste. Die regierungsfreundlichen Initiatoren machen die Touristen und Residenten für die angespannte
Wohnungssituation verantwortlich. Zumindest bei uns stehen aber viele Wohnungen leer. 2023 gab auf auf der Website pisos.com über 2.000 Verkaufsangebote - bei ca. 100.000 Einwohnern.
Privateigentümer meiden aber wegen eines überzogenen Mieterschutzes die Vermietung. Das Risiko, an Mietnomaden zu kommen, ist zu groß und eine Räumungsklage ist extrem schwierig. Das dürfte auch
für Mallorca gelten; die Touristen und Residenten sind dann wohl nur Sündenböcke. Wenn sich aber Mallorca wirklich überfordert fühlt, dann sollten Kommunalpolitikern und Unternehmer aus unserem
Ort eigentlich sofort tätig werden, um sich den Touristen als Alternative zu präsentieren.
Die meisten Hoteliers, Gastronomen und Ladenbesitzer würden diese Touristen gern für Roquetas de Mar gewinnen. Bisher ist aus Roquetas de Mar keine Initiative zu erkennen, die Gäste, die Mallorca
vertreiben will, für sich zu gewinnen. In 2023 wurden ca. 18 Mio. Gäste auf Mallorca registriert. Wenn sich davon 20 % einen anderen Urlaubsort suchen, hätte man eine Zielgruppe von 3,6 Mio.
Kunden. Ob die Politiker einfach nur die Chance verschlafen, oder ob sie den Massentourismus in voller Absicht abschaffen wollen, ist nicht zu erkennen. Wirtschaftlich vernünftig wäre es nicht,
denn die Infrastruktur ist vorhanden. Aber welcher Politiker denkt schon an wirtschaftliche Vernunft?
Ich habe ein paar Ideen entwickelt und an relevante Stellen geschickt, auch an die Stadt Roquetas de Mar. Der Leiter Produktentwicklung eines deutschen Reiseveranstalters telefonierte mit mir und
schätzte ein, dass unsere Stadt eine Partymeile brauche, um als Mallorca-Ersatz zu dienen. Würde die gebaut, wäre man im Geschäft. In der aktuellen Situation wird sein Unternehmen aber nach
Ersatzangeboten in Bulgarien und der Türkei suchen. Es gibt landwirtschaftliche Flächen zwischen dem Aldi und dem Fußballstadion, die geeignet wären. Sie müssten im Bebauungsplan nur als
Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Als Übergangslösung könnte man vielleicht die kaum genutzte Stierkampfarena mit mobilen Schallschutzwänden zu einer provisorischen Großraumdisko machen. Dann
bräuchte man noch einen Shuttlebus aus der Touristenzone. Wichtig wäre die Verbreitung der Botschaft, dass Roquetas de Mar die aus Mallorca vertriebenen Touristen aufnehmen will.
Quelle: Google Maps
Dafür wäre lediglich ein politisches Signal nötig, dass die Gäste hier willkommen wären. Es würde am Ende noch nicht einmal einer finanziellen staatlichen Förderung bedürfen, nur einer
politischen Koordination. Es sollten sich
- Stadtverwaltung
- Hotels
- Gastronomie und Handel über ihre Vereinigungen
- Flughafen Almeria
- reiche Privatleute als Investoren + Banken
- Universität Almeria, Lehrstuhl Tourismus
an einen Tisch setzen und die Gründung einer privatrechtichen Projektentwicklungsgesellschaft initiieren, deren Eigenkapital von wirtschaftlich interessierter Seite aufgebracht werden könnte. Die
könnte sich nach der Entstehung der Partymeile aus Pachteinnahmen refinanzieren.
Von spanischer Seite gab es fast keine Reaktion. Nur eine Professorin der Universität von Almería antwortete mir kurz mit der Information, Spanien fördere nur Projekte für einen nachhaltigen
Tourismus. Das liegt wahrscheinlich an den Förderrichtlinien der EU (vgl. https://www.europarl.europa.eu/factsheets/de/sheet/126/tourism). Weil gleich hinter den Stränden das größte
Gemüseanbaugebiet Europas liegt, wegen der Gewächshäuser Mare Plastico genannt, ist es kein strukturschwaches Gebiet. Aber in dieser Nachbarschaft lässt sich kein Öko-Tourismus verkaufen. Trotz
unerreichbarer EU-Förderung wäre es wirtschaftlich sinnvoll, die existierende Infrastruktur für den Massentourismus als Mallorca-Ersatz zu nutzen und nicht verfallen zu lassen. Ohne eine
EU-Förderung machen spanische Politiker aber anscheinend garnichts. Hier hängen überall Schilder, aus welchen EU-Fonds eine Maßnahme gefördert wurde. Die Politiker wirken wie Drogenabhängige, die
ohne die Droge der Subvention keinen eigenen Antrieb mehr entwickeln. Ihre Gedanken drehen sich nur noch darum, wie sie an neue Drogen kommen.
Die Politik sollte angesichts der letzten Wahlergebnissen in Deutschland zur Kenntnis nehmen, dass die EU keine Gelddruckmaschine ist und Spanien bald sein eigenes Geld verdienen muss. Wenn
Roquetas de Mar jetzt seine touristische Infrastruktur verfallen lässt, wird Europa nicht für einen Ersatz sorgen. Die ausländischen Rentner sind keine Kühe, die Sie nur melken müssen. Unter
ihnen gibt es auch vielfältige Talente, die für eine Stadt nützlich sei können. Sie sollten erkennen, dass die spanische Variante der Ausländerfeindlichkeit, die aktuell vor Allem auf Mallorca,
aber auch auf den Kanaren, in Barcelona und Malaga, aber auch in der spanischen Bürokratie gezeigt wird, für Ihr Land langfristig schädlich ist. Roquetas de Mar mit seinen vielen leerstehenden
Wohnungen und ohne die offizielle Rechtfertigung der Proteste sollte als erste Stadt in der Lage sein, dieses Potential zu erkennen.
Quelle: Google Maps
Der Flughafen von Almeria hat noch einige freie Kapazitäten und Roquetas de Mar ist mit öffentlichen Busverbindungen gut aus Almeria erreichbar. Ryanair fliegt Almeria aus London an. Bei einer
entsprechenden Nachfrage aus Deutschland könnte diese Airline schnell reagieren.
In unserem Ort wurden 1967 die urbanisaciones turisticas (kurz Urba) auf trockenen Ackern (statt grünen Wiesen) ca. 4 km südlich der Stadt errichtet. Die touristische Infrastruktur konzentriert
sich auf die Av. Mediterraneo und die Av. Playa Serena, die in den Paseo de Golf übergeht. Etwa in der Mitte zwischen der Stadt und der Urba liegen zwei 4-Sterne Hotels direkt am Strand und in
deutlicher Entfernung zu den Familien-, Rentner- und Golf-Hotels der Urba. Im Umfeld befinden sich Läden und Gastronomie, und in 800 m Entfernung auch der Aldi der Urba. Die Baulücken zwischen
Stadt und der Urba sind inzwischen geschlossen. An dieser Stelle ist der Ort aber recht schlank. Ca. 700 m landeinwärts beginnen landwirtschaftliche genutzte Flächen.
Wenn auf einer dieser Flächen ein „Ballermann-Center“ mit Groß-Disco, Bars und Fast-Food-Restaurants gebaut würde, könnte dies für Party-Gänger interessant sein. Das könnten nicht nur Touristen
sein, sondern auch junge Leute auch der Umgebung einschl. der Großstadt Almeria. Dieses Konzept wäre ausbaufähig, wenn sich weitere Hotels auf diese Zielgruppe ausrichten würden.
Quelle: Google Maps
Entwicklungsperspektive: gelb im Bebauungsplan schrittweise als Gewerbeflächen mit Vergnügungsstätten auszuweisen. Die bisherige landwirtschaftliche Fläche hätte eine enorme Wertsteigerung und die Eigentümer könnten sich im Gegenzug zu entsprechenden Investitionen verpflichten.